Christliche Werte in Schule heute noch gefragt?

Evangelischer Arbeitskreis der CDU Main-Kinzig lud zur 15. Werteveranstaltung ein

„Sind christliche Werte an unseren Schulen heute überhaupt noch gefragt?“ – Diese Frage stand im Focus der 15. Werteveranstaltung des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU Main-Kinzig. Gastredner war Jürgen Scheuermann, seit 2004 Schulleiter an der Karl-Rehbein-Schule Hanau.

Der Oberstudiendirektor und Spitzenkandidat der CDU Hanau bei der Kommunalwahl am 6. März sieht „keine Alternative zu einer christlichen Werteerziehung“. Neben Jürgen Scheuermann konnte Tobias Dillmann, Kommissarischer EAK-Kreisvorsitzender, auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert im Bürgerhaus von Bruchköbel willkommen heißen. Die Veranstaltung begann mit einer Gedenkminute an den im vergangenen Jahr verstorbenen EAK-Kreisvorsitzenden Hans-Jürgen Poth.

In ihrem Grußwort mahnte Katja Leikert an, in Wahlkampfzeiten nicht nur über Radwege, Straßen und Gemeindefinanzen zu diskutieren, sondern auch „Grundpositionen zu reflektieren“. Die Bundestagsabgeordnete dankte der Kanzlerin für „die klare Orientierung“ im Umgang mit Flüchtlingen. „Wenn Menschen in tiefer Not sind, dann müssen wir helfen. Das sagt schon unserer christliches Menschenbild“, so Leikert. Daher habe sie auch keine Angst vor Flüchtlingen, sondern vielmehr vor einem „dumpfen Nationalismus“. Auch wenn die Umfragen für die CDU aufgrund der Flüchtlingspolitik nicht gut seien, so sei dies kein Grund, vom „christlichen Kompass“ abzuweichen.

Jürgen Scheuermann verwies in seiner Rede zunächst auf die Hessische Verfassung, nach der der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Gemeinschaftsschulen „auf christlichen und humanistischen Traditionen beruht“. Damit sei das Ziel verbunden, dass sich die Schüler in ihrer Persönlichkeit entwickeln und entfalten können. Gleichzeitig gab der Schulleiter zu bedenken, dass schon lange nicht mehr alle Schüler einer christlichen Konfession angehören. An der Karl-Rehbein-Schule Hanau liege der Anteil der konfessionsgebundenen Schüler bei 62 Prozent. „Kann eine Gemeinschaftsschule, die den staatlichen Auftrag hat, allen gerecht zu werden, dann noch christliche Werte vermitteln?“, fragte Scheuermann. In diesem Zusammenhang erinnerte der Schulleiter an ein Wort des altchristlichen Theologen Tertullian, der der Meinung war, dass „der Mensch von Natur aus offen ist für die christliche Offenbarung“. Auch der Schweizer Lehrerbund bekenne sich zu einem Wertesystem, das auf jüdisch-christlichen Wurzeln beruhe, so der Referent bei seinem Blick über den Tellerrand.

Nach Auffassung des CDU-Politikers hat sich das Werteverständnis in den letzten Jahrzehnten gewandelt: „War bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts das christliche Werteverständnis noch entscheidend, so ist heute das Denken geprägt von Säkularismus,

Pluralismus und Individualismus.“ Während der Säkularismus die Wertefrage vom christlichen Glauben loslöse und Werte areligiös verstehe, verzichte der Pluralismus prinzipiell auf die Wahrheitsfrage und lasse einander ausschließende Aussagen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Werte würden damit zunehmend relativiert und seien nur solange gültig, wie es Menschen gebe, die sie anerkennen und nach ihnen leben, so der Gastredner.

Doch mittlerweile gebe es hier und da auch ein Umdenken. So seien Werte wie Treue, Leistung, Fleiß und Disziplin nach der letzten Shell Jugendstudie wieder mehr gefragt als sogenannte Selbstentfaltungswerte wie Selbstverwirklichung, Emanzipation, Gleichberechtigung und Autonomie. Scheuermann machte deutlich, dass menschliches Leben ohne „Basiswerte“ nicht auskommt. „Aus christlicher Sicht finden sich diese Grundnormen in den 10 Geboten wieder. Sie sind unverrückbar und unverzichtbare Lebenshilfen“, betonte er und fügte hinzu: „Würde und Freiheit des Menschen, Gleichberechtigung, Rücksichtnahme, soziale Verantwortung, Mitmenschlichkeit, Gemeinwohlorientierung und Friedensbereitschaft, um nur einige zu nennen, sind in den 10 Geboten enthalten.“

Letztlich sei es nun Aufgabe von Familie und Schule, diese Werte zu vermitteln. An mehreren Beispielen erläuterte der Schulleiter, wie Wertevermittlung mit Leben erfüllt werden kann, etwa durch das Vermitteln von Lebensregeln, durch Vertrauen, durch eine Kultur der Anerkennung und Verantwortung, aber auch durch das Austragen von Konflikten. Dazu brauche es aber auch Eltern, die sich für ihre Kinder Zeit nehmen. Abschließend zeigte Scheuermann auf, wie christliche Werteerziehung konkret im Schulalltag umgesetzt werden kann. Dazu gehörten beispielsweise Gottesdienste, Konzerte in Kirchen, aber auch soziale Projekte. Eine wichtige Rolle nehme zudem die Schulsozialarbeit und die Schulseelsorge ein.

Inhaltsverzeichnis
Nach oben