Kinzigbogen hat einen neuen Besitzer

CDU fragt: Wird Hanau zum Spielplatz von Investoren?

Während sich beim Bau des Einkaufzentrums Forum Hanau am Freiheitsplatz derzeit die Betonskelette in den Himmel schrauben, wurden anderenorts die ersten Großprojekte kurz nach der Eröffnung von den Investoren bereits wieder veräußert. Was beim Postcarré am Westbahnhof passierte, scheint sich nun mit dem Kinzigbogen am ehemaligen Gleisbauhof im Lamboy zu wiederholen. Die CDU hat herausgefunden, dass eine Fondsgesellschaft die riesige Einzelhandelsimmobilie erworben hat. Der Stadt ist der Verkauf bereits seit mindestens einem dreiviertel Jahr bekannt – bisher hat die Rathausspitze jedoch dazu keine Informationen an die Öffentlichkeit gegeben.

Doch vorerst ein kurzer Rückblick: Die CIMA, ein Kompetenzzentrum für Stadt- und Regionalentwicklung, legte im Auftrag der Stadt Hanau schon 2007 ein Konzept vor, in dem es hieß, dem Einkaufszentrum auf dem Freiheitsplatz sei auf jeden Fall Vorrang zu geben, eine parallele Entwicklung vertrüge sich nicht. Die CDU-Fraktion war bei der Stadtentwicklung stets für die empfohlene Reihenfolge Innenstadt, Postcarré und dann erst Kinzigbogen. Die von der SPD geführte Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung entschied jedoch anders. So wurde zuerst das ehemalige Schlachthofareal erschlossen, dann der Kinzigbogen und mit einiger Verspätung soll im Herbst 2015 das Forum Hanau am Freiheitsplatz eröffnet werden.

Die heutigen Folgen dieser Entwicklung kennen die Hanauer: Viele Geschäfte in der Innenstadt haben aufgegeben, Kaufkraft ist an die Peripherie oder das Umland Hanaus geflossen. Viele Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt versuchen deshalb mit Unterstützung von Hanau Marketing mit gezielten Maßnahmen, dem entgegenzusteuern. Und jetzt wird gespannt gewartet, dass das Forum Hanau diese verloren gegangene Kaufkraft wieder nach Hanau zurückholt – dabei dauert die Fertigstellung nach zweimaliger Terminverschiebung aber mindestens noch 15 Monate.

Das Postcarré wurde von der Hanseatischen Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft (HBB) mit Sitz in Hamburg entwickelt und im November 2010 eröffnet. Gleichermaßen wurde diese Investition schon wenige Monate nach Inbetriebnahme an den französischen Immobilienfond Ciloger weiterveräußert.

Der nächste Schritt bei der Stadtentwicklung war die jahrelang durch Pleiten, Pech und Pannen begleitete Entwicklung des Gleisbauhofs zum Kinzigbogen durch den Unternehmer Matthias Klein (Expert Klein), der am Standort auch ein eigenes Fachgeschäft betreibt. Eröffnet wurde der Kinzigbogen im September 2012. Nach weniger als einem Jahr wurde er schon wieder verkauft: Seit September 2013 ist nun auch der Kinzigbogen im Besitz einer Investmentfondsgesellschaft. Dazu Dieter Hog, Fraktionsvorsitzender der CDU Hanau: „Es ist sicher nicht die erste Aufgabe eines Verkäufers, einen solchen Schritt in der Presse anzukündigen. Aber von Oberbürgermeister Claus Kaminsky hätten wir eine zeitnahe Stellungnahme dazu erwartet. Zumal die Immobilie über viele, viele Jahre hinweg in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert wurde und die Vermarktung des Geländes keinesfalls als reibungslos bezeichnet werden kann. Wäre die CDU nicht zufällig im Internet auf die neuen Eigentumsverhältnisse am Kinzigbogen aufmerksam geworden, wären die Öffentlichkeit und die Stadtverordnetenversammlung wahrscheinlich noch am Sankt Nimmerleinstag im Unklaren. Das alles ist höchst bedenklich, zumal wir gerade am Freiheitsplatz ein weiteres großes Einzelhandelsprojekt realisieren“.

Die CDU stellt sich natürlich jetzt auch die Frage, was langfristig mit dem Kinzigbogen passiert und welche Konsequenzen die Stadt hieraus für das Forum Hanau am Freiheitsplatz zieht. Wird Hanau zum Spielplatz der Investoren, die sich hier die Klinke in die Hand geben? Wie gesichert sind die Mietverträge mit den einzelnen Geschäften? Was passiert, wenn es irgendwann mal Leerstand geben wird oder die ersten Gebäude renovierungsbedürftig werden? „Investmentgesellschaften“, so Hog, „sind ja keine gemeinnützigen Samaritervereine, sondern wollen ganz zu Recht durch Kauf, Verkauf und Vermietung von Objekten Geld verdienen. Wenn jedoch große Einzelhandelsprojekte in Hanau grundsätzlich kurze Zeit nach der Eröffnung im Besitz großer Kapitalanlagegesellschaften landen, darf man sich schon einmal über die Nachhaltigkeit der Hanauer Standortentwicklung Gedanken machen. Kluge Wirtschaftspolitik reicht weiter als bis zum hübschen Pressefoto bei der Eröffnungsfeier.“

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