„Normalität heißt: Angekommen sein“

Srita Heide, CDU-Kreistagsabgeordnete mit indischen Wurzeln spricht bei der Senioren Union Hanau über „Integration vor Ort“

Helmut Kuhn und Srita Heide
Helmut Kuhn und Srita Heide

„In guten wie in schlechten Tagen“ – dieses bekannte Versprechen, in allen Lebenslagen zueinander zu halten, gilt nicht nur für die Ehe, sondern für jegliche Gemeinschaft, und eben auch für eine Gesellschaft, in der Eingesessene wie Migranten zusammenleben. Dieser Auffassung ist jedenfalls die Hanauer CDU-Kreistagsabgeordnete Srita Heide, die in der Gaststätte „Sandelmühle“ in Lamboy auf Einladung der Senioren Union zum Thema „Integration vor Ort“ von ihrem eigenen Erleben berichtete.


„Wer in ein anderes Land kommt, der darf nicht erwarten, dass sich ihm nur die positiven Seiten zeigen, sondern er muss auch mit problematischen rechnen – und diese genauso meistern, wie er es in seinem Heimatland getan hätte“, so die Personalmanagement-Beraterin mit indischen Wurzeln, die seit fast 20 Jahren in Hanau lebt.

Das Schlüsselwort heiße – Normalität. „Ich kam mit dem festen Willen nach Deutschland, ein normales Privat- und Berufsleben aufzubauen, ohne eines Tages darüber nachzudenken, wie viel mehr ich vielleicht erreicht hätte, wenn ich in Indien geblieben wäre“, erzählte Heide. Einfach sei der Weg natürlich nicht gewesen, aber auch nicht so schwer, wie die zum Teil ideologisch gefärbten Debatten rund um die Integration Glauben machen wollten. „Gefordert ist der Wille und die Bereitschaft zur Integration – und zwar bei Migranten und Eingesessenen zugleich“, ergänzte Senioren-Unions-Vorsitzender Helmut Kuhn.

Als international engagierte Personalmanagement-Beraterin ist Srita Heide auch beruflich mit dem Thema vertraut und erkennt rückblickend in ihrer eigenen Integration fünf Phasen: Ankunft, Orientierung, Lernen, Umsetzung, Normalität. Bei den Zuhörern stieß sie mit ihren Ausführungen auf reges Interesse – und jede Menge Fragen: „Worüber beschweren sich denn Migranten im Gespräch mit Ihnen“, wollte einer beispielsweise wissen. „Das sind die unterschiedlichsten Dinge, die aber im Einzelnen gar nicht wirkliche Bedeutung für die Diskussion um Integration haben. Schließlich beschwert sich jeder auch über verschiedene Punkte in seinem Heimatland“, so Heide. Leider würden aber nur die Beschwerden wahrgenommen, während die vielen positiven Aspekte kaum zur Sprache kämen. Das verfälsche die Realität. Probleme wie Armut, mangelnde Solidarität und Kriminalität würden oft automatisch auch mit Migration in Verbindung gebracht, obwohl sie doch letztlich gesamtgesellschaftliche Probleme darstellten. Nicht nur Deutsche ärgern sich über Lärm und Dreck an sozialen Brennpunkten, sondern auch Migranten.

Srita Heide appellierte daran, nicht immer nur die Unterschiede wahrzunehmen, sondern auch alles, was verbindet. Natürlich gebe es Grundvoraussetzungen, die Zugezogene für ein harmonisches Zusammenleben mitbringen müssten. Dazu gehören beispielsweise die Beherrschung der deutschen Sprache und die Akzeptanz dessen, was hier zu Lande nun mal anders ist als in der Heimat. „Letztlich repräsentiert man als Migrant auch das Land und den Kulturkreis, aus dem man kommt. Welch ein Bild vermittelt man denn von seiner Heimat und den dortigen Werten, wenn man sich nicht integriert?“ Und welch ein Bild vermittelt man, wenn man es als „Repräsentant“ des Einwanderungslandes Migranten schwer macht, sich zu integrieren? „Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt“, so Heide, „dass ich mich hier als gebürtige Inderin letztlich mit den gleichen Herausforderungen – positiven wie negativen – beschäftige wie die Deutschen auch. Das ist Normalität, ich bin also längst hier angekommen. Und das ist ein gutes Gefühl.“


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