Peter Tauber: "Fukushima ist ein Wendepunkt"

Atomausstieg muss gewissenhaft vorbereitet werden

"Noch immer sind die Ereignisse in Japan für uns alle schwer fassbar, obwohl die wahren Ausmaße der Erdbebenkatastrophe und vor allem des anschließenden Tsunamis noch überhaupt nicht absehbar sind. Es ist wichtig, dass wir in diesen schwierigen Tagen und Wochen an der Seite des japanischen Volkes stehen und ihm jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen", so der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Peter Tauber zu den Auswirkungen der Naturkatastrophen in Japan. "Bei aller Sorge um die langfristigen Auswirkungen einer schwerwiegenden Atomkatastrophe dürfen wir zum momentanen Zeitpunkt das unvorstellbare Leid der von dem Tsunami betroffenen Menschen nicht vergessen. Wir beklagen tausende von Toten und eine unvorstellbare Anzahl von Verletzen, Vermissten und Obdachlosen", zeigt sich Tauber bestürzt.

"Ich gebe offen zu, dass sich mein Blick auf die friedliche Nutzung der Kernenergie durch die Ereignisse in Japan verändert hat. Ich teile die Sorgen und verstehe die Ängste vieler Menschen in Deutschland. Darum finde ich es gut, dass die Bundeskanzlerin entsprechend reagiert hat. Im Rahmen der emotionalen Diskussion darf man dabei jedoch nicht vergessen, dass die Situation in Japan mit der in Deutschland nicht vergleichbar ist. Bei uns wird es keine Erdbeben mit einer Stärke von 9,0 auf der Richterskala oder vergleichbare Tsunamis geben", erklärt Tauber.

Für die bereits hitzig geführte Diskussion in Deutschland hält Tauber folgendes fest: "Der von Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigte Schritt, die älteren Atomkraftwerke bis zur endgültigen Klärung von Sicherheitsfragen auszuschalten, ist richtig. Darüber hinaus bin ich aber der Überzeugung, dass die älteren Kernkraftwerke wie Biblis A dauerhaft vom Netz genommen werden müssen", so Tauber weiter. Die Sicherheitsüberprüfungen der neueren deutschen Meiler müssen ergebnisoffen verlaufen.

Nach Ansicht Taubers sei es gut, dass die Kanzlerin und die CDU ihre eigenen Auffassungen nun kritisch hinterfragen. "Diejenigen, die dahinter Wahlkampftaktik vermuten, müssen sich erst einmal fragen, wann sie selbst das letzte Mal öffentlich eine eigene Position auf den Prüfstand gestellt haben. Das passiert in der Politik nicht allzu oft und ich finde es ehrlich gesagt gut, dass die CDU diesen Schritt geht. Nachhilfe von SPD und Grünen brauchen wir dabei nicht. Mir ist dabei auch wichtig: der Ausstieg war ja im Gegensatz zu anderen Ländern wie Schweden nie in Frage gestellt. Wir sind jetzt nur an einem Punkt, wo der Zeitplan kritisch überprüft werden muss", so Tauber.

Die größte Herausforderung sieht Tauber aber noch lange nicht beantwortet: welche Folgen wird ein Ausstieg aus der Kernenergie für die Bürgerinnen und Bürger haben: "Wir müssen den Menschen klar sagen, was die Konsequenzen aus einem beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie sind. Und wer jetzt von einem sofortigen kompletten Ausstieg redet, der hat schlicht keine Ahnung. Wenn wir alle Kraftwerke ausschalten, wird es in Deutschland dunkel", so Tauber. Im Kern gehe es um die absehbaren immensen finanziellen Belastungen. "Ein sofortiger und radikaler Ausstieg aus der Atomenergie wird die Bürgerinnen und Bürger Milliarden kosten. Wir werden dafür alle einen hohen Preis bezahlen, wir werden die Zusagen beim Klimaschutz nicht einhalten können, weil wir für den Übergang auf Kohle und Gas setzen müssen. All das gehört nun ehrlich angesprochen. Auch der Bundeshaushalt wird massiv belastet. Einsparungen an anderen Stellen werden unerlässlich sein. Wer also die Energiewende will, der muss wissen, dass diese nicht zum Nulltarif kommt", so Tauber.

In Richtung der Opposition weist der Christdemokrat darauf hin, dass SPD und Grüne in der Vergangenheit zwar ein Ausstiegsdatum benannt, die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen aber nicht gesetzt hätten. "Solange wir nicht leistungsfähige Netze und Speichertechnologien entwickelt haben, sind wir auf Atomstrom aus Frankreich oder Tschechien angewiesen. Davon redet leider niemand. Es gehört aber zur Ehrlichkeit dazu", so Dr. Peter Tauber abschließend.

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