Als Frauen noch „Bürojungen“ waren

Die Frauen-Union Hanau zu Gast in der Ausstellung „VerSIErt“ bei Evonik in Wolfgang

„Meine Frau muss nicht arbeiten.“ Der das sagt, könnte es auch anders formulieren: „Ich verdiene genug.“ Ein toller Kerl – nur hoffnungslos aus der Zeit gefallen.

Dass ein Beruf heute nicht mehr nur Broterwerb, sondern auch Identität, soziale Stellung und, nun ja, auch Selbstverwirklichung bedeutet, hat sich leider immer noch nicht überall herumgesprochen. Vertreterinnen der Frauen-Union Hanau haben sich mit ihrer Vorsitzenden Monika Klosson von Dr. Andrea Homeyer, Leiterin des Konzernarchivs, durch die Ausstellung rund um „Frauen, die Geschichte bei Evonik machten“ führen lassen.

Es ist genau 110 Jahr her, dass bei dem Chemieunternehmen die erste Frau ihren Arbeitsvertrag unterschrieb. Doch wie überall in Deutschland nahm damit keineswegs das Erklimmen der „Karriereleiter“ seinen Lauf. Frauen – lange noch als „Bürojunge“ tituliert, weil niemand eine weibliche Variante für notwendig hielt – übernahmen klassische Unterstützungsarbeit, keine Führungsaufgaben. Und doch große Verantwortung, beispielsweise in den Kriegsjahren, als sie ihre Familien mit ihren Jobs ernährten, während ihre Väter, Brüder und Ehemänner an der Front standen.

24 Stehlen zeigten in der Ausstellung in Bild und Schrift Zeugnisse und Hindernisse, die Frauen in den Jahrzehnten zu bewältigen hatten. Und sie zeigte auch Dokumente des Aufbegehrens und des Ringens um den Wandel des Frauenbilds. „Wie alt muss man eigentlich sein, um hier als ‚Frau‘ arbeiten zu dürfen und nicht nur als ‚Fräulein‘?“, muckte im Nachkriegsdeutschland eine Angestellte in einem Schreiben an die Geschäftsleitung auf. Ein heute unvorstellbarer Konflikt.

„Wir müssen den Frauen, die für uns die ersten Schritte hin zur Gleichberechtigung getan haben, dankbar sein“, so Monika Klosson.  „Es hat natürlich deutliche Fortschritte für Beschäftigung und Bezahlung von Frauen gegeben, aber es gibt immer noch viel zu tun,“ so Srita Heide, Vorstandsmitglied der FU-Hessen, abschließend.

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