Die nächsten Schritte in der Corona-Pandemie

Kanzleramtschef Helge Braun im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Die Infektionszahlen gehen zwar leicht zurück, doch die Lage ist weiterhin ernst. „Die Zeit mit den höchsten Infektionszahlen liegt noch vor uns“, so Helge Braun.

Als Chef des des Kanzleramts koordiniert der frühere Arzt und promovierte Mediziner die Arbeit der Bundesregierung im Kampf gegen Corona. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erläutert er die aktuellen Maßnahmen. Wichtig sei es zunächst, die Infektionsgeschwindigkeit zu verlangsamen und die Kapazitäten in den Krankenhäusern zu verbessern. Daher habe die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern beschlossen, die Anzahl an Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit zu verdoppeln.  

Zugleich betont Braun die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Die gemeinsame Beschaffung von Schutzausrüstung, die schnelle Einigung bei den Grenzregelungen und die gleichzeitige Aufrechterhaltung des Waren- und Dienstleistungsverkehrs zeigen: „Europa steht an vielen Stellen zusammen.“ Solange es die eigenen Kapazitäten erlauben, werde man auch bei der Versorgung von Infizierten aus den Nachbarländern helfen.  

Bund und Länder wollen nach dem 19. April entscheiden, wie es weitergehen wird. Wichtig bei der Beurteilung der Lage sei, dass sich in gleichen Zeitabständen weniger Menschen infizieren. „Wir hatten vor unseren Maßnahmen eine Verdopplung alle drei Tage. Wir sagten damals: Wir wollen, dass unser Gesundheitssystem nicht überfordert wird. Dazu müssten wir in dieser Phase Verdopplungszeiten von deutlich über zehn Tagen haben.“  Auch der freiwillige Einsatz von Handy-Apps könnte zur Verbesserung der Lage beitragen. „Wir brauchen dafür keine Gesetzesänderung, sondern die Bereitschaft der Bevölkerung, mitzumachen“, so Braun.  

Es komme nun darauf an, zu beobachten, wie die Maßnahmen wirken und beständig weiterzusteuern. Die Lage sei ernst, aber es gebe Grund zur Hoffnung:  „Wir können noch viel beeinflussen“, so Braun. „Wir sehen, dass die Bevölkerung sich auf die jetzigen Beschränkungen einlässt. Wir stärken das Gesundheitswesen. Wir erforschen Medikamente und Impfstoffe. Das lässt mich hoffen, dass wir in Deutschland viel weniger Todesfälle haben könnten, als in Modellrechnungen vorhergesagt.“ 

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